Wer sind meine Kundinnen und Kunden? Wie ticken sie? Was möchten sie? Und was kann ich tun, damit sie bei mir kaufen? Diesen Perspektivwechsel haben in den vergangenen Monaten mehrere Einzelhändlerinnen und Einzelhändler aus Billerbeck, Havixbeck und Coesfeld vollzogen – und schnell gemerkt, was leichter ist: Sich selbst zu verändern, anstatt darauf zu hoffen, dass sich die Kunden verändern.
Blick auf den Status quo und Verbesserungsmöglichkeiten
Um die Kunden zu erreichen oder ihnen das zu geben, was sie sich wünschen, ist oftmals digitale Unterstützung wichtig. Deshalb lag der Schwerpunkt des Workshop-Angebots, das über die
LEADER-Förderung ermöglicht wurde, in diesem Bereich: „Stationären und digitalen Handel zusammen denken“. Die Teilnehmenden der Workshops haben gemeinsam mit dem Kommunikationsexperten der
Agentur Mediahaus aus Ahaus eine Bestandsaufnahme ihrer bisherigen digitalen Aktivitäten gemacht und Verbesserungsmöglichkeiten sowie teilweise ganz neue Ansätze erarbeitet.
Das sagen die Teilnehmenden aus Havixbeck:
„Es war sehr hilfreich, einen unkomplizierten Überblick über die Möglichkeiten zu erhalten. Alle Teilnehmenden konnten sich so die für sie relevanten Sachen rausziehen“, blickt Jan-Christopher Hensmann, Geschäftsführer von Radkult, zurück. Ebenfalls wichtig aus seiner Sicht: „Nochmal gebündelt zu hören, welche Kunden ich auf welchen Kanälen wie erreiche.“ Diese Meinung teilt auch Beate Janning (Bücher Janning). „Die Entwicklung von Personas, also Protoytpen verschiedener Zielgruppen, war sehr interessant. So konnten wir sehen, welche Käufergruppen für uns noch ansprechbar sind.“ Für Rabea Schürmann (BabyFine/ BeSignArt) war neben dem Experteninput vor allem der Austausch mit anderen ein wichtiger Pluspunkt: „Wie gehen die anderen vor? Wie ziehen die ihre Kunden auf die Homepage? Und welche Tipps gibt es noch, wenn man eine bestimmte Zielgruppe erreichen möchte.“
Das sagen die Teilnehmenden aus Billerbeck:
Die zentrale Erkenntnis: Man muss präsent bleiben. Regelmäßige Socialmedia-Postings sind dafür extrem wichtig – am besten mit einem Contentplan für eine kontinuierliche Kommunikation mit den potenziellen Kunden. „Das haben uns die Workshops noch einmal deutlich vor Augen geführt und uns gezeigt, wie man das Thema optimal umsetzen kann“, sagen Maria Graute von „Jansen – Schmuck, Uhren, Augenoptik“ und Silvia Kalthoff von Kalthoff-Frieling Haushaltswaren in Billerbeck. Aber: Mehr Präsenz in den sozialen Medien bedeutet auch mehr Zeitaufwand. „Sich diese zu nehmen, ist gar nicht so einfach“, fügt Jürgen Ahlers (Spielgeräte Ahlers) hinzu. Umso wichtiger sei es gewesen, einen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten zu bekommen und Dinge zu verknüpfen. Genau diesen Mehrwert sieht auch Bernadette Branse vom Weltladen. „Man weiß nun, wie man sich digital engagieren kann und muss nun entscheiden, was davon für einen passend ist.“
Das sagen die Teilnehmenden aus Coesfeld:
Für Rudolf Eismann von „Hobby & Heim“ in Coesfeld war die Erkenntnis zentral: Man muss sich im Internet breit aufstellen, um dauerhaft bestehen zu können. „Ich hatte schon vor dem Start der
Workshops geplant, bei Facebook und Instagram aktiv zu werden“, erklärt er. „Die Unterstützung, die ich dort bekommen habe, hat mir sehr bei der Umsetzung geholfen.“ Händlerinnen und Händler, die
in diesem Bereich schon weiter sind, haben in den Workshops das Bewusstsein für eine strukturierte Herangehensweise geschärft. „Es ist wichtig, einen Plan aufzustellen und nicht nur zu posten,
wenn gerade etwas anfällt. Das ist mir bewusst geworden“, sagt Marek Walde (Spiel- und Schreibwaren Gernemann).
Das bisherige Vorgehen zu hinterfragen: Das war auch aus Sicht von Tobias Terwey (Die Genießerei) und Stefan Boer (Möbelhaus Boer) einer der gewinnbringenden Aspekte aus den Workshops. Und: „Es
war sehr interessant zu erfahren, wie die Abläufe bei den anderen Händlerinnen und Händlern sind, welche Idee sie haben und was man selbst davon noch umsetzen könnte“, erklärt Stefan Boer.
„Gemeinschaftlich, nicht egozentriert“, so nennt Marina Wesseler von Seelenallerlei die Arbeit in den Workshops. „Die Netzarbeit war wirklich sehr gut. Wir haben gemeinsam nach dem Mehrwert für
den Kunden und nicht für die einzelnen Unternehmen gesucht.“ Dass am Ende die Gewissheit gestanden habe, dass das eigene Geschäft schon ganz gut aufgestellt ist, sei aber ebenso wichtig. „Jetzt
wissen wir, wo uns verbessern können – und können das auch in den Leitfaden für die anderen Händlerinnen und Händler aufnehmen.“
Denn das ist das zweite wichtige Ziel der Workshops: Ein Leitfaden, der aus der Mitte der Einzelhändlerinnen und -händler heraus entsteht, aber allen Händlerinnen und Händlern der jeweiligen
Kommune Ideen, Strategien und Umsetzungsmöglichkeiten für einen Ausbau ihrer digitalen Aktivitäten bietet. „Es war toll zu sehen, wie Teilnehmenden in den Workshops nach und nach verstanden
haben, worauf es ankommt, wie die Verzahnung von stationären und digitalem Handel funktioniert und an welchen Stellschrauben sie drehen müssen“, erklärt Eva Terhörst von Mediahaus. „Jetzt
beginnen wir mit der Arbeit, dieses Wissen allen Händlerinnen und Händler zur Verfügung zu stellen. Dabei blicken wir aber nicht nur auf sie, sondern erarbeiten auch eine Strategieempfehlung für
die Stadt Coesfeld“, erklärt Dr. Kirsten Tacke-Klaus (wfc Wirtschaftsförderung für den Kreis Coesfeld/ Regionalmanagement der LEADER-Region Baumberge).